Offener Brief an die Kommentatoren meines letzten Blogbeitrages
Liebe Blogleser,
der folgende Beitrag von mir tut mir furchtbar leid für Euch, denn er ist eigentlich unnötig. Er sorgt für keine gute Stimmung, lenkt vom Lesen ab, ist ausserhalb der Komfortzone unseres Hobbys. Und leider aber doch nötig, weil es ausserhalb meines Selbstverständnisses liegt, gegen mich vorgebrachte, strafrechtlich relevante Aussagen auf sich beruhen zu lassen. Für mich ist das Internet kein rechtsfreier Raum, in dem Jeder tun und lassen kann, was er will.
Ich hätte besagten Kommentar nicht freischalten müssen, ich hätte ihn löschen können. Ich denke aber, wenn man öffentlich schreibt, sollte man auch öffentlich auf Kommentare reagieren, ich finde Zensur furchtbar. Wenn ich diesen Kommentar also freischalte, muss ich Stellung dazu nehmen. Aufgrund des Umfangs und der Übersicht in einem eigenen Beitrag.
Darüber hinaus ist der Kommentar auch noch in anderer Hinsicht interessant. In den letzten Monaten ging es in der Blogosphäre viel um die “Professionalität” der Buch-Blogger, blabla hier, blabla da. Der Kommentar ist von einer Regisseurin und einem Autor, also Leuten, denen man noch eher Professionalität zutraut als einem Blogger. Und er ist so unprofessionell, wie man es sich nur vorstellen kann. Unprofessionell, peinlich, völlig daneben und….ja, auch traurig. Ein leuchtendes Beispiel für an die Wand gefahrene Kommunikation und abstoßende Selbstdarstellung. Also immer dran denken: Meinungen können differieren, man sollte trotzdem sachlich bleiben. Provokation ist selten produktiv.
Offener Brief an die Kommentatoren meiner letzten Rezension
Frau Schmitz, Herr David R L Litchfield,
Sie haben in meiner letzten Rezension einen Kommentar hinterlassen, den ich so nicht stehen lassen kann, da Sie mich massiv beleidigen und verleumden.
Zitat: “Warum schlucken Kommentatoren bereitwillig den vorgefertigten Public-Relations-Fraß, statt ihre eigene kritische Analyse-Fähigkeit einzuschalten! Man kann es sich nur mit Zeitdruck erklären.”
Welcher Art Zeitdruck sollte ich unterliegen? Dies ist ein nichtkommerzieller Blog und nicht die FAZ o.ä., ich bin weder Journalist noch Feuilletonist, Verlagsmitarbeiter oder Historiker, ich habe keinen Bildungsauftrag, bin Niemandem Rechenschaft schuldig, was ich wann, wieso, weshalb, warum lese oder schreibe. Ich teile lediglich meine Gedanken zu Gelesenem freiwillig mit Interessierten. Ich bin der LESER und habe nur eine völlig subjektive Meinung, die keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhebt. Anders als andere Leser, die Nur-Leser sozusagen, schreibe ich diese Meinung auf und teile sie. Kann man gut finden, muss man aber nicht. Anspruchshaltungen bediene ich nicht.
Was meine “kritische Analysefähigkeit” anbelangt: ich kenne den Autor Sacha Batthyány nicht, weder persönlich, noch habe ich bisher etwas von ihm gelesen, ich habe mir im Zuge der Erstellung des Blogbeitrages lediglich die Eckdaten seiner Vita angeschaut. Zu den Wikipedia-Fakten zu Rechnitz und Margit von Batthyany-Thyssen habe ich für Interessierte im Beitrag verlinkt.
Zitat: “Was aber ist der Zweck dieser Handhabe, wenn die geschichtliche Wahrheitsfindung dermaßen darunter leidet?”
Guter Mann/Frau, ich muss hier nix aber auch gar nix begründen und schon mal gar nicht lasse ich mir hier von Ihnen unterstellen, dass wegen irgendeiner “Handhabe” von mir die geschichtliche Wahrheitsfindung leidet. Rennen sie im real life auch in anderer Leute Büro und kotzen auf den Schreibtisch?
Sie haben offensichtlich ein Problem mit Herrn Batthyány, den sie auf ihrer Webseite wie folgt charakterisieren: ” … Im Sinne der sachlichen Kritik, und meiner wohlüberlegten Ansicht nach, ist Sacha Batthyany ein arroganter, ichbesessener, scheinheiliger, überholter ungarischer Adeliger…” Das ist in der Tat extrem sachlich und ich würde vorschlagen, dass sie auf dieser extrem sachlichen Ebene mit Herrn Batthyàny persönlich kommunizieren und ihren Frust nicht weiterhin bei Unbeteiligten wie mir auskippen. Da Sie -wie ich mit den rudimentären Resten kritischer Analysefähigkeit feststellte- ebenso wie Herr Batthyàny Vorfahren unter den Angehörigen des ungarischen Adels haben, dürfte sich eine entsprechende Gesprächsbasis sicher finden lassen.
Zitat: “Wir trafen den Autor noch vor Erscheinen seines Artikels 2009 und unterbreiteten ihm Abschriften persönlicher Briefe von Margit Batthyany-Thyssen, die diese ihren Geschwistern Heini Thyssen und Gabrielle Bentinck-Thyssen geschrieben hatte, und die bezeugen, dass Margit die zwei Haupttäter des Rechnitz-Massakers gedeckt und ihnen zur Flucht nach Süd-Amerika und Süd-Afrika verholfen hat. Aber da Herr Batthyany diese Beweise auch weiterhin unterschlägt kommt es jetzt zu diesem tragischen Kommentar von Ihnen, der mal wieder das Rad der geschichtlichen Erkenntnis zurück dreht. So gehen die kleinen Schritte der Holocaust-Leugnung, die Menschen wie Sacha Batthyany eifrigst befeuern während sie vorgeben, das Gegenteil zu tun.”
Im Gegensatz zu Ihnen schaffe ich es, weiterhin sachlich zu bleiben. Mein tragischer Kommentar dreht das Rad der geschichtlichen Erkenntnis zurück. Somit wird der Holocaust geleugnet. Ich bin de facto ein Holocaust-Leugner. Das ist eine Straftat. Sie bezichtigen mich dieser Straftat. Und das alles, weil Herr Batthyàny ein paar Kopien von von Ihnen vorgelegten Original-Beweisdokumenten unterschlägt, die sie wann und wo dem deutschsprachigen (!!!!!!), kritisch analysefähigem Interessierten öffentlich und sachlich kommentiert zugängig gemacht haben?
Ich kenne Sie genauso wenig wie Herrn Batthyàny. Ihre Meinung nehme ich zunächst mal ebenso zur Kenntnis wie die seine. Es gibt nur einen entscheidenden Unterschied: während er seine Glaubwürdigkeit untermauert, in dem er dass, was er zu sagen hat, als Druckerzeugnis über einen renommierten Verlag verbreitet, der ihn offenbar auch glaubwürdig findet, pöbeln Sie in meinem virtuellen Wohnzimmer herum. Sie beleidigen mich, und schlimmer noch, Sie verleumden mich, weil ich das Werk eines Autors nicht in Ihrem Kritik-Sinne hinterfragt habe.
Zitat:“…dass die ewig Leugnenden, die Autoren wie wir unter großem Aufwand dazu bewegt haben, sich ihrer historischen Verantwortung stellen zu müssen, sich statt dessen weiter hinter ihren bequemen Unschulds-Mythen verstecken können, und die Last der Schuld wieder auf die amorphe Masse zurück geworfen wird.”
Autoren wie Sie bewegen die ewig Leugnenden, sich ihrer historischen Verantwortung zu stellen. Das ist lobenswert. Ich bedaure allerdings, Sie darauf hinweisen zu müssen, dass auch für Sie bei all den Bewegungen, die sie so bewegen, also auch den Wellen, die Sie HIER schlagen, die gesetzlichen Grundlagen unseres Rechtsstaates gelten.
Sie dürfen mir dankbar sein, dass ich Ihre primitiven Unterstellungen nicht wegen falscher Verdächtigung gemäß §164 StGB strafrechtlich zur Anzeige bringe, mein Sendungsbewusstsein ist weniger ausgeprägt als Ihres und unsere staatlichen Institutionen sind ohnehin schon überlastet. Ich weise Ihnen hier einfach die Tür und werde weitere Kommentare von Ihnen nicht freischalten. Mein Blog ist nicht der Kriegsschauplatz für Ihre Differenzen mit den Familien Batthyány und Thyssen. Mich stört nicht, WAS sie mir sagen wollen, mich stört die impertinente Art, WIE Sie es sagen. Wenn DAS generell der von Ihnen betriebene Aufwand ist, dann wundert es mich nicht, dass sich bis heute kein deutscher Verlag für Ihr Buch gefunden hat.
P.S. Josef Stalin muss man nicht (Zitat) „spektakulär dämonisieren“, wie es Herr Batthyány Ihrer Meinung nach tut, dafür hat Stalin -genauso wie Hitler, ich maße mir ein mehr oder weniger in der Beurteilung nicht an- schon selbst gesorgt. Ich warte allerdings immer noch auf die engagierten Autoren, die es schaffen, die Parlamentarische Versammlung des Europarates (PACE) zu bewegen, die von der ukrainischen Opposition gewünschte Bezeichnung Genozid in ihrer Resolution über den „Holodomor“ (die Hungerkatastrophe der 1930er Jahre in der UdSSR) anzuerkennen. Offensichtlich sind Sie das nicht.
Edit 03.06.2016 : Aufgrund eines von mir nicht frei geschalteten und nicht geprüften Kommentars (Werbung ohne thematischen Bezug zum Beitrag) eines Journalisten räume ich die Möglichkeit ein, dass Herr L. bereits in Deutsch verlegt wurde. Ich bezog mich auf den letzten Satz seines Independent Artikels in der FAZ von 2008, in dem er davon spricht, dass er auf einen deutschen Verlag noch immer wartet und da bis zum heutigen Tag bei Wikipedia nicht auf eine deutsche Version seines Buches verwiesen wird, bin ich davon ausgegangen, dass es keine gibt. Das könnte falsch sein. Ich werde nicht hinter Jedem Kommentator bis ans Ende des Internets her recherchieren, das hier ist ein unprofessioneller Hobbyblog.
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