Die Engelsmühle – Andreas Gruber
Erschienen: 07.01.2016 bei Audible
Autor/in: Andreas Gruber
Sprecher/in:
Klappentext: Der pensionierte Rückenmarksspezialist Abel Ostrovsky wird in seiner Villa am Stadtrand Wiens brutal gefoltert und ermordet. Vor seinem Tod konnte er noch ein Videoband verstecken. Auf der Suche nach diesem Film zieht der Killer eine blutige Spur durch die Stadt. Der Versicherungsdetektiv Peter Hogart findet das Video vor dem Mörder und wird so selbst zur Zielscheibe. Allerdings ist auf dem Film nur eine neunminütige Schwarz-Weiß-Sequenz zu sehen: Der schäbige Raum eines Krankenhauses, durch den eine Frau im Rollstuhl fährt.
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Die drei Bewertungssterne sind ein bisschen gemein. Ich habe Gruber hier ausschließlich an Gruber gemessen (gemessen an Anderen hätte ich 4 vergeben MÜSSEN) und mir fehlte ein wenig die permanente Hochspannung, unter der ich bei späteren Werken von ihm stand, Martin S.Sneijder hält mich anders bei der Stange als Peter Hogart. Das war aber schon alles, was ich zu meckern hätte und so wirklich Meckern ist es auch nicht. Ich bin bekennender Gruber-Fan, Gruber steht für solide, spannende Thriller, anders als andere Thriller-Schreiber schafft er es, die Qualität seiner Werke zu halten oder zu verbessern. Ob Hogart, Pulaski, Sneijder: man kann mit Gruber nicht so wirklich was verkehrt machen und setzt sich mit Empfehlung auch bei Genre-Neulingen nicht in die Nesseln.
Gruber kommt auch immer schnell zur Sache: Hogart schlittert in die Sache um den ersten Mord quasi schwuppdiwupp hinein. Das erste Opfer hat kurz vor seinem Tod versucht, telefonischen Kontakt zu Hogarts Bruder Kurt aufzunehmen, erreicht aber nur den Anrufbeantworter. Aufgrund der Dringlichkeit des Anrufes bittet er Hogart, doch einmal bei Abel Ostrowsky, zu dem er ewig keinen Kontakt hatte vorbeizuschauen. Hogart findet dort aber nicht Abel Ostrowsky, sondern nur noch den Tatort seines brutalen Todes samt Polizeiaufgebot vor. Und nachdem Kurt mangels eines Alibis ( der Gute geht fremd und möchte auf keinen Fall seine Ehe riskieren, seine Angebetete ist ebenfalls verheiratet und schweigt genauso beharrlich ) schließlich als Verdächtiger in Untersuchungshaft landet, hat Hogart keine Wahl mehr und stürzt sich -der Polizei meist eine Nase lang voraus und des Öfteren mit ihr kollidierend- in die Ermittlungsarbeit. Unterstützt wird er hierbei gelegentlich von Kurts Tochter-seiner 16-jährigen Nichte, von deren Detektivbesessenheit Hogart manchmal genervt ist. Sie begleitet ihn allerdings zu diversen Ermittlungsschauplätzen, an denen er allein eher auffällig wirken würde und mimt mit sehr viel Fantasie seine Tochter und umschifft manche Klippe für Hogart, indem sie intuitiv die Situation erfasst und geistesgegenwärtig reagiert. So bekommt der Leser auch ab und an noch was zum Schmunzeln.
Gemessen an den Sneijder oder Pulaski Thrillern habe ich hier bei Hogart den Eindruck, es geht etwas “gemächlicher” zu. Es sind keine wirklichen Längen vorhanden, die nerven würden, es ist Spannung da, die Handlung ist stimmig, es fehlt nur irgendwie der letzte Kick. Das kann man nicht mal an einzelnen Punkten festmachen, schwierig zu erklären. Letztendlich habe ich mich aber gut unterhalten gefühlt und das alleine zählt.
Hans-Jürgen Stockerl hat unter der Rubrik “Vita” auf seiner Webseite stehe, dass er die Dialekte bayrisch und österreichisch beherrscht und ich kann zumindest für österreichisch sagen: stimmt. Er benutzt den Dialekt bei den beiden Polizeibeamten Eichinger und Garek sowie “Hog” und seinem Bruder dezent und nicht inflationär, wofür ich extrem dankbar bin, das passt so, wie es ist, perfekt zum Wiener Ambiente der Handlung. Auch ansonsten ist die Leseleistung respektabel, ich war rundum zufrieden.
Fazit: Gute Gruber-Unterhaltung auf gutem Thriller-Niveau, mir fehlte nur die Initialzündung ein wenig. Macht aber nichts, es gibt trotzdem eine uneingeschränkte Lese- oder Hörempfehlung.
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